Serbien
Empowerment und Unterstützung für ältere Menschen
In Serbien, besonders in ländlichen Regionen, sind allein lebende, ältere Menschen häufig von Armut betroffen. Sie leiden unter Einsamkeit. Zuversicht gibt ein Projekt, das neben lebenswichtiger Versorgung auch eine "Klammer zwischen den Generationen" schafft.
Altersarmut und Einsamkeit
Katica ist 72 Jahre alt und lebt alleine in einem kleinen Dorf nahe Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens in der Provinz Vojvodina. Ihre Rente ist sehr niedrig, oft reicht das Geld nicht aus, um ausreichend Lebensmittel oder Medikamente bis zum Monatsende zu kaufen. Es ist ein hartes Leben, manchmal ein Kampf ums Überleben. So wie Katica geht es vielen Menschen in Serbien, denn Serbien hat eine der ältesten Bevölkerungsstrukturen der Welt. Rund 20 Prozent der Menschen sind 65 Jahre und älter.
Ansprechpartnerin
Der demografische und technologische Wandel sowie die Migration der jüngeren Generationen führt dazu, dass die Älteren und Schwächeren der Gesellschaft immer stärker von Einsamkeit, Isolation und Altersarmut betroffen sind. Zusätzlich sind sie häufig einer Vielzahl von negativen Stereotypen ausgesetzt und werden als nutzlos, unerwünscht und als Belastung wahrgenommen. Diese Altersdiskriminierung hat für Betroffene oft psychische und physische Folgen. Hinzu kommt, dass die COVID-19-Pandemie tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden älterer Menschen hat.
Ein Club für Alt und Jung
Im Zentrum unserer Partnerorganisation Novi Sad Humanitarian Centre (NSHC) in Novi Sad wird mit verschiedenen Maßnahmen darauf hingearbeitet, das Bewusstsein für eine inklusive und altersfreundliche Gesellschaft zu fördern und die am stärksten von Armut gefährdeten älteren Menschen im Umkreis zu unterstützen.
Der generationenübergreifende Club „Spajalica“ (Büroklammer) bringt mit verschiedenen Aktivitäten Alt und Jung zusammen. Die Büroklammer symbolisiert hier das Verbindende. "Ich lebe allein und habe meistens niemand, mit dem ich sprechen kann. Hier habe ich alles, was ich zuhause vermisse. Ich unterhalte mich und singe sogar", sagt Svetozar (76 Jahre). Der Club organisiert beispielsweise Schulungen und Trainings für ältere Menschen zum sicheren Umgang mit Smartphones, Tablets und Computern. Es werden verschiedene nützliche Apps vorgestellt, soziale Netzwerke wie Facebook erklärt und gezeigt, wie Behördenwege online abgewickelt werden können. Die Tutor:innen sind junge Freiwillige, die die älteren Menschen auch bei anderen Aktivitäten des Clubs, wie Ausflüge, Handwerks- und Tanzkurse, Mal- und Kochworkshops oder beim Vorlesen und Schachspielen begleiten. Auch sie profitieren, sie lernen von den Erfahrungen und Fähigkeiten der älteren Menschen.
Senior Volunteering
Es sollen aber nicht nur junge Menschen als Freiwillige gewonnen werden. Senior Volunteering ist ein wichtiger Teil des Projekts und zugleich Instrument aktiven Alterns und sozialer Inklusion. Aufgabe der älteren Freiwilligen ist es, bereits Gelerntes an andere Senior:innen weiterzutragen, an der Organisation und Vorbereitung verschiedener Veranstaltungen und Aktivitäten im Club teilzunehmen oder andere ältere Menschen beim Einkaufen und dem Erledigen von Besorgungen zu unterstützen.
Der Club verringert die Einsamkeit und Isolation, mit der ältere Menschen täglich konfrontiert sind. Die Aufmerksamkeit, die sie während jedes Clubtreffens erhalten, gibt ihnen das Gefühl, geschätzt und umsorgt zu werden.
Bildgalerie: Gemeinsam in die Zukunft
Gesundheitsförderung in Theorie und Praxis: Nach einem Vortrag über gesundes Essen geht es an die Zubereitung einer gemeinsamen gesunden Jause: Heute gibt es Obstsalat!
Interessanter Austausch für Alt und Jung. Sowohl Erfahrungen als auch der Elan werden geteilt.
Die Teilnehmer:innen des 'Büroklammer'-Clubs beratschlagen gemeinsam über künftige Workshops, Aktivitäten oder Veranstaltungen. Foto: NSHC
Die 81-Jährige Savka besucht jeden Donnerstag den Club und mag besonders gerne Handarbeitskurse. Foto: NSHC
Die Helfenden von NSHC besuchen alte Menschen, die ihr Zuhause kaum noch verlassen können, 1-2 mal pro Woche. Sie helfen im Haushalt, bringen Einkäufe und Medikamente und leisten den meist einsamen Senior:innen etwas Gesellschaft
Mobile Hilfe zu Hause
Für die hilfsbedürftigsten älteren Menschen, vor allem solche mit chronischen Krankheiten oder Mobilitätseinschränkungen, bietet NSHC mobile Haushaltshilfe und professionelle häusliche Pflegedienste an. 20 Betroffene erhalten regelmäßig Unterstützung bei der Körperpflege, im Haushalt beim Putzen, Wäschewaschen und Kochen, in der Erhaltung und Verbesserung der eigenen Mobilität und bei wichtigen Besorgungen und Terminen. Zusätzlich werden Lebensmittelpakete, Hygieneartikel und Medikamente an weitere 50 ältere Menschen geliefert. Ältere Freiwillige helfen bei der Vorbereitung und Lieferung der Pakete mit. Die älteren Menschen sind für die Angebote sehr dankbar und betonen stets, dass die Besuche und Gespräche mit den mobilen Pflegekräften für sie besonders wichtig sind.
Eine solidarische, inklusive Gesellschaft
Wie positiv die Maßnahmen des Projektes zur Förderung einer generationsübergreifenden, solidarischen, inklusiven Gesellschaft und dem Empowerment älterer Menschen aufgenommen werden zeigt die 73-jährige Helena: "Der Paperclip Club ist für mich ein Lebensretter. Ich zog nach Navi Sad und kannte niemanden. Jetzt komme ich regelmäßig hierher, um meine Batterien wieder aufzuladen. Hier entspanne ich mich und all die guten Dinge, die hier passieren, lassen mich die nächsten sieben Tage bis zum nächsten Treffen weitermachen. Ich liebe absolut alles, was hier passiert", schwärmt sie.