Thema
Ernährung & Klima
Weltweit hungern schätzungsweise bis zu 757 Millionen Menschen. Und das, obwohl genügend Nahrung für alle produziert wird. Brot für die Welt entwickelt mit Partner:innenorganisationen weltweit Strategien, damit sich Menschen ausreichend und gesund ernähren können.
Essen in Österreich und Auswirkungen
Für uns in Österreich stellt sich die Frage nach ausreichender Nahrung kaum. Essen ist fast überall jederzeit verfügbar. Europa produziert sogar mehr als wir verbrauchen können. Dafür können wir dankbar sein. Es gibt jedoch eine Kehrseite dazu, dass hier in Österreich alles - von Kaffee bis Mangos - jederzeit verfügbar ist.
Während wir bestrebt sind, den möglichst günstigsten Preis zu bezahlen, werden Menschen auf der ganzen Welt ausgebeutet, die Lebensmittel für uns anbauen, Rohstoffe gewinnen oder diese verarbeiten. Sie arbeiten unter gefährlichen Bedingungen und werden schlecht entlohnt. Unsere Konsumgewohnheiten, wie ein hoher Fleischkonsum, schädigen außerdem die Umwelt und tragen zum Klimawandel bei.
Es ist genug für alle da
Weltweit werden genug Nahrungsmittel produziert, um alle Menschen zu ernähren. Trotzdem hungern derzeit bis zu 783 Millionen Menschen weltweit.
Der Klimawandel, der ungleiche Zugang zu Nahrungsmitteln, Lebensmittelverschwendung und die Nutzung von Lebensmitteln für Agrartreibstoffe und Tierfutter sind eine der Hauptursachen für die hohe Zahl an Hungernden. Oft fehlt den von Hunger betroffenen Menschen auch ein ausreichendes Einkommen, um die notwendigen Nahrungsmittel zu kaufen. Das zeigt sich unter anderem auch gerade aktuell, wo aufgrund des Ukraine-Krieges die Weltmarktpreise für Getreide und andere Nahrungsmittel so stark steigen, dass sie für armutsbetroffene Menschen schnell unbezahlbar teuer werden.
Neben dem Hunger, also dem generellen Mangel an Nahrungsmitteln, gibt es noch das Problem des Mangels an wichtigen Nährstoffen und Vitaminen. Die Folgen davon sind Fehl- und Mangelernährung, worunter etwa zwei Milliarden Menschen leiden.
Fakten zu Hunger und Mangelernährung:
- Jeder zehnte Mensch auf der Welt leidet an Hunger.
- Rund drei Milliarden Menschen können sich eine gesunde Ernährung nicht leisten und erhalten so nicht die notwendigen Nährstoffe, die für ein gesundes Leben gebraucht werden.
- Mehr als 60 Prozent der Hungernden weltweit sind Frauen und Mädchen.
- Menschen mit Behinderungen und Menschen im Alter sind in vielen Ländern häufig besonders benachteiligt beim Zugang zu ausreichend gesunder Nahrung.
- Hunger macht nicht nur körperlich krank, sondern schädigt auch die Psyche.
- Viele Kleinbauernfamilien auf dem Land hungern: Sie besitzen zu wenig Land, um sich das ganze Jahr davon ernähren zu können.
- Jeden Tag sterben beinahe 24.000 Menschen an den Folgen von Unter- und Mangelernährung.
Kleinbäuerliche Landwirtschaft stärken
Im Weltagrarbericht, der 2008 von einem internationalen Forschungsteam für die Weltbank und die Vereinten Nationen verfasst wurde, wird ein Weg in eine Zukunft frei von Hunger vorgezeichnet. Damit Essen dort verfügbar ist, wo es gebraucht wird, müssen kleinbäuerliche Produzent:innen gestärkt werden. Sie sind es, die gesunde Lebensmittel lokal zur Verfügung stellen können. Sie sind aber auch diejenigen, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind.
Der Bericht zeigt auf, dass industrialisierte Formen der Landwirtschaft häufig das Problem verstärken, statt zur Lösung beizutragen. Nachhaltige und lokal angepasste agrarökologische Methoden sind die Grundlagen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Frauen und Mädchen sowie Menschen mit Behinderungen und Menschen im Alter sind besonders häufig von Hunger und Mangelernährung betroffen. Frauen sind zugleich für die Ernährung in der Familie zuständig. Die Rechte von Frauen, Menschen mit Behinderungen und Menschen im Alter zu stärken ist ein wichtiger Schritt zur Beseitigung von Hunger und Mangelernährung.
Brot für die Welt unterstützt daher Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor Ort dabei, nachhaltige und lokal angepasste Strategien für Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität zu finden. Denn es geht nicht nur darum Nahrung zu sichern. Benötigt werden Strategien, die es den Menschen ermöglichen, ausreichend gesunde Nahrung anzubauen ohne beim Kauf von Saatgut und Düngemitteln von großen Konzernen abhängig zu sein. Um lokal Nahrung zur Verfügung stellen zu können, brauchen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern:
- Zugang zu Land
- selbstbestimmten Umgang mit ihrem Saatgut
- angepasste, agrarökologische Anbaumethoden
Brot für die Welt setzt sich auch in Österreich für die Schaffung fairer Handelsbedingungen, Klimagerechtigkeit und die Einhaltung der Menschenrechte weltweit ein. Dabei tragen wir zur Umsetzung des 2. Nachhaltigen Entwicklungsziels der Vereinten Nationen bei: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Ob das im UN- Sozialpakt festgeschriebene Recht auf Nahrung Wirklichkeit werden kann, wird auch davon abhängen, in wie weit es gelingt, den Klimawandel zu bremsen. Lokal verankerte agrarökologische Produktion ist ein wichtiger Baustein, mit dem Brot für die Welt gemeinsam mit den lokalen Partner:innenorganisationen dazu beiträgt. Hier liegt jedoch auch eine große Verantwortung bei den reichen Ländern, wie Österreich, die immer noch überproportional zum Klimawandel beitragen. Denn nur gemeinsam eröffnen wir Perspektiven für eine wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltige Zukunft für alle.
Material zum Mitnehmen
Stadt - Land - Essen. Wer ernährt in Zukunft die Städte?
Dafür dass Menschen sich auch in der Stadt ausreichend, gesund und vielfältig ernähren können, setzt sich Brot für die Welt gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen auf der ganzen Welt ein. Der dauerhafte Zugang zu einem vielfältigen Angebot an gesunden Nahrungsmitteln ist Voraussetzung dafür. Wie dieser sichergestellt werden kann und welche Aspekte es bezüglich gesunder Ernährung in Städten zu beachten gilt, zeigen die Beiträge in dieser Publikation. Denn auch für Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner gilt: Satt ist nicht genug!
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