“Die Diskriminierung von Frauen erlaubt es Unternehmen Profite zu machen. Wenn wir uns die Beschäftigungsverhältnisse von Frauen in der exportorientierten Produktion anschauen, dann ist das genau der Fall“, kritisiert Sheba Tejani, eine feministische Ökonomin von der New School, Handelsabkommen und die Verletzungen von Frauenrechten, die sie mit sich bringen. Unbezahlte Mehrstunden, fehlende soziale Absicherung, sexuelle Gewalt und Belästigung sind nur einige der Merkmale für weiblich dominierte Jobs in der Exportindustrie.
Weitere Verletzungen der Menschenrechte von Frauen gehen mit den Privatisierungen von öffentlichen Dienstleistungen wie Wasser oder Gesundheit einher, unterstreicht Mariama Williams, jamaikanische Aktivistin und Mitarbeiterin am South Centre. „Private nationale wie auch internationale Unternehmen verlangen von den Staaten ein unternehmerfreundliches Klima in Form von Steuererleichterungen. Diese wiederum haben einen negativen Effekt auf die öffentlichen Dienstleistungen für Frauen“, so Williams weiter. Wo Geld in Steuererleichterungen fließt, fehlt es auf der anderen Seite für öffentliche Ausgaben.
Jessica Woodroffe vom Gender and Development (GAD) Network hat die Zusammenarbeit zwischen dem Staat und privaten Dienstleistungsanbietern (PPPs) evaluiert und bringt ihre Kritik auf den Punkt. „PPPs steht offiziell für public private partnerships. Das ist keine gute Abkürzung. Ich möchte eine bessere vorschlagen: Private companies profiting from public services (Private Unternehmen profitieren von öffentlichen Dienstleistungen).“ Ein vom GAD-Netzwerk mitherausgegebenes Briefing, das Jessica Woodroffe im Rahmen der Veranstaltung vorstellt, stellt die Aushöhlung von Geschlechtergleichstellung und Frauenrechten durch PPPs fest, die vor allem auch im Zusammenhang mit der Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele propagiert werden. Wie lässt sich das erklären?
„1. Durch die hohen Kosten, die PPPs den Regierungen und Bürger*innen verursachen. 2. Die Dienstleitungen, die angeboten werden sind Dienstleistungen, in die wenig investiert wird, da sie Gewinn abwerfen müssen. Diese erreichen somit nicht alle Frauen und Mädchen. 3. Da PPPs Profite machen müssen, werden Kosten eingespart. Somit schaffen PPPs keine menschenwürdigen Arbeitsplätze für Frauen“, so Jessica Woodroffe.
Um die negativen Auswirkungen von Handelsabkommen auf Frauenrechte aufzuzeigen und Auswege aus den strukturellen Ursachen für Menschenrechtsverletzungen von Frauen aufzuzeigen, haben sich rund 200 Organisationen zur „Gender and Trade Coalition“ zusammengeschlossen. Zusammen lässt sich bekanntlich mehr bewegen. Gerade in der Handelspolitik braucht es viele vereinte Kräfte, um in die richtige Richtung und somit gegen den Mainstream zu pushen.
Claudia Thallmayer von WIDE, das entwicklungspolitische Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven, bei dem Brot für die Welt Mitglied ist, hat einen Artikel (auf englisch) über den Launch von der Gender and Trade Coalition auf der UN-Frauenstatuskommssion am 12.3. verfasst.
WIDE+, das europäische Netzwerk, ist der Gender and Trade Coalition beigetreten.
https://wideplus.org/2019/03/13/show-me-the-rest-of-the-agreement-global-feminist-alliance-for-trade-justice-gender-and-trade-coalition/
Aleksandra Kolodziejczyk, Referentin für Geschlechtergerechtigkeit von Brot für die Welt Österreich, berichtet von ihren Eindrücken von der 63. Tagung der UN-Frauenstatuskommission in New York.