Die weltweite COVID-Pandemie droht wichtige Fortschritte bei der Bekämpfung von extremer Armut und Hunger zunichte zu machen. Laut der Welternährungsorganisation könnten bis zu 130 Millionen Menschen zusätzlich von Hunger betroffen sein. In Äthiopien werden die ärmsten Bevölkerungsschichten durch die Pandemie und ihre Eindämmungsmaßnahmen weiter an den sozialen Rand gedrängt, darunter ein Großteil der ländlichen Bevölkerung, Menschen mit Behinderungen und von Frauen geführte Haushalte.
In einem Land, wo sich der Klimawandel besonders in Form von Dürreperioden, Überschwemmungen durch Starkregen, Heuschreckenplagen und mit Abholzung verbundener Bodenerosion zeigt, bedroht die Pandemie zunehmend die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung. So konnten viele Kleinbäuerinnen und – bauern ihre Felder nicht erreichen, da die Regierung Bewegungseinschränkungen erlassen hat, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Durch das Schließen von Märkten konnten sie ihre Produkte nicht verkaufen. In Folge dessen sind viele Kleinbäuerinnen und –bauern dazu gezwungen, Zuchttiere zu verkaufen und Samen, die für spätere Aussaaten vorgesehen waren, zu konsumieren, um den Einkommensausfall abzufedern. Die Auswirkungen dieser kurzfristigen Überlebensstrategien, werden sich erst auf längere Sicht in den steigenden Zahlen der von Hunger und Armut betroffenen wiederspiegeln.
Weltweit stellen zivilgesellschaftliche Organisationen fest, dass die COVID-Pandemie bestehende Ungleichheiten vertieft und die strukturellen Ursachen für Hunger und Mangelernährung sichtbar macht. Menschen hungern nicht, weil es zu wenige Nahrungsmittel auf der Welt gibt. Menschen hungern, weil sie extrem arm sind, keinen Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Land und Wasser haben, weil ihre ländliche Produktion zerstört wird von großen Agrarkonzernen und vom Klimawandel und der damit verbundenen Entstehung von infektiösen Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen. Dies trifft auch auf die Situation in Äthiopien zu.
Brot für die Welt setzt sich in ihrer Arbeit für die Stärkung von kleinbäuerlichen Strukturen ein und für den Aufbau nachhaltiger und krisenfester Agrar- und Ernährungssysteme. Unsere Projektpartner vor Ort unterstützen Kleinbäuerinnen und –bauern auch in Zeiten der Pandemie. Durch das Anlegen von Hausgärten, den Anbau von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, das Erlernen von effizienten Bewässerungsmethoden und biologischer Schädlingsbekämpfung sind diese Menschen besser vor Krisen gewappnet. Auch das hat uns die COVID-19 Pandemie gezeigt.
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Äthiopien: COVID-19 verstärkt Hunger und Armut
COVID-19 bedroht die Lebensgrundlagen von Kleinbäuerinnen und – bauern in Äthiopien. Das Land war bereits vor der Pandemie stark vom Klimawandel und Nahrungsunsicherheit betroffen.