Aufgrund der Klimaerhitzung kommt es in der Region Gambela im Westen Äthiopiens zunehmend zu längeren Dürreperioden. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern kämpfen um ihre Ernten. Was ist das Ziel Ihrer Arbeit?
Wir wollen vor allem die Monate im Jahr reduzieren, in denen die Menschen zu wenig zu essen haben. Bisher sind das drei, manchmal sogar fünf Monate. In dieser Zeit ist die alte Ernte aufgebraucht und die neue reift noch auf den Feldern. Wir wollen diese Zeit auf einen Monat begrenzen.
Wie können Sie das erreichen?
Es ist wichtig, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf dem wenigen Land, das ihnen zur Verfügung steht, die Erträge steigern und ihre Feldfrüchte diversifizieren. Sie erhalten von uns verbessertes Saatgut für Mais und Sorghum. Damit erzielen die Kleinbauern fast die doppelten Erträge. Das Saatgut wurde von einem Forschungsinstitut in Gambela aus lokalen Sorten entwickelt. Die Pflanzen sind weniger empfindlich gegen Krankheiten, Schädlingsbefall und Unwetter. Es handelt sich aber nicht um Hybridsaatgut. Die Bauern können aus der Ernte ihr eigenes Saatgut für die nächste Saison gewinnen. Zusätzlich bieten wir landwirtschaftliche Kurse und Workshops.
Was lernen die Menschen in diesen Workshops?
Verschiedene Anbaumethoden: z.B. in gleichmäßigen Abständen zu säen. So bekommen die Pflanzen ausreichend Nährstoffe und Wasser und gleichzeitig lässt sich dadurch das Unkraut besser bekämpfen. Pflanzen die Bauern zusätzlich Kürbis oder Bohnen zwischen den Mais, steigern sie die Erträge und diversifizieren ihren Speiseplan. Dazu tragen auch die Gemüsegärten bei. Wir verteilen Saatgut für Süßkartoffeln, Okra, Zwiebeln oder Tomaten und geben Anleitungen, wie man einen Gemüsegarten anlegt und pflegt. Das Gemüse verbessert die Gesundheit der Menschen. Und wenn die Gärten gut gedeihen, verdienen sie mit den Überschüssen sogar noch etwas Geld.
Was ist dabei die größte Herausforderung?
Die Menschen von den neuen Methoden zu überzeugen. Traditionell bearbeiten sie den Boden nicht, graben ihn nicht um, pflügen nicht. Sie hacken kleine Löcher hinein und stecken ein Korn in die Erde. Und das noch in sehr unregelmäßigen Abständen. Viele halten an der Viehzucht fest. Obwohl die Kühe nur wenig Milch geben. Traditionell ernähren sich die Menschen vor allem von Milch, Mais und selten Fleisch. Das schwächt sie, sie haben Mangelerkrankungen und sind schlapp. Um die Rinder dreht sich jedoch so vieles in ihrer Kultur. Sie sind Statussymbol und Währung für zum Beispiel die Mitgift. Wir müssen sie davon überzeugen, dass Ackerbau und Gemüsegärten ihnen mehr Ernährungssicherheit bringen.
Quelle: Projektinformation „Integration durch gute Ernten“ zu Äthiopien. Brot für die Welt Deutschland, April 2018. Gekürzte Version