10 Jahre nach der großen Nahrungsmittelpreiskrise: Mit KleinbäuerInnen den Hunger bekämpfen
Zehn Jahre nach der großen Nahrungsmittelpreiskrise steigen die Zahlen der Hungernden wieder. Die jüngsten Zahlen der Vereinten Nationen belegen: 815 Millionen Menschen leiden an chronischem Hunger. Das sind rund 38 Millionen mehr an als im Jahr zuvor. Anlässlich des Welternährungstages legen Brot für die Welt und FIAN die 10. Ausgabe des Right to Food and Nutrition Watch vor. Die Publikation analysiert die Fehlentwicklung im Ernährungssystem und zeigt Wege aus der Krise auf. Die Hungerkrise 2007/2008 und die folgenden sozialen Unruhen hatten eine Vielzahl von Ursachen. Die erzwungene Öffnung der Agrarmärkte in Ländern des Globalen Südens, die Spekulation mit Nahrungsmitteln, die Dominanz des industriellen Ernährungssystems und die dadurch verursachte Verdrängung kleinbäuerlicher Landwirtschaft sind die zentralsten Probleme. Keines wurde in den vergangenen zehn Jahren gelöst. Mangelndes Interesse vieler Regierungen, sich um Arme und Hungernde zu kümmern, und die Diskriminierung dieser Bevölkerungsgruppen verschlimmerten die Lage.
Noch immer sind Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die am meisten von Hunger und Mangelernährung betroffene Bevölkerungsgruppe, obwohl sie bis zu 70 Prozent der Grundnahrungsmittel weltweit produzieren. „Die globalen Märkte, auf denen Lebensmittel nur eine Spekulationsware unter vielen darstellen, haben gezeigt, dass sie nicht in der Lage sind, dringende Probleme wie den globalen Hunger zu lösen. Ganz im Gegenteil, die Zahl der Hungernden steigt aktuell an", erklärt Dagmar Lassmann, Leiterin von Brot für die Welt und ergänzt: „Wenn die größte Gruppe der Nahrungsmittel-produzierenden, die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, neben dem Zugang zu verbesserten Anbaumethoden und zu Krediten angemessene Preise für ihre Erzeugnisse bekäme, wäre das ein großer Beitrag zur Vermeidung künftiger Hungerkrisen". Die Daten der Welternährungsorganisation FAO belegen, dass noch nie so viele Nahrungsmittel produziert wurden wie heute. Auch die Nahrungsmittellager sind weltweit prall gefüllt. Brigite Reisenberger, Geschäftsleiterin von FIAN Österreich betont: „Einmal mehr zeigt sich, dass Hunger meist nicht in geringen Produktionsmengen begründet liegt, sondern in Ungleichheit, Diskriminierung und Armut. Hungerbekämpfung muss daher zuerst die Rechte marginalisierter Bevölkerungsgruppen stärken."
Im 10. Right to Food and Nutrition Watch werden die anhaltenden Fehlentwicklungen des industriellen Ernährungssystems analysiert und Wege aus der Krise aufgezeigt. Schwerpunkte sind die Konzentrationsprozesse im Agrarsektor, die Bedrohung der Ernährung durch den Klimawandel sowie der wachsende Einfluss großer Unternehmen auf die internationale Agrar- und Ernährungspolitik. Das Recht auf Nahrung ist als Menschenrecht verankert in Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, dem UN-Sozialpakt. Es ist weltweit das am häufigsten verletzte Menschenrecht. In den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) haben die Vereinten Nationen vereinbart, bis 2030 das Recht auf Nahrung für alle Menschen zu verwirklichen.
Hinweis für Redaktionen: Der aktuelle Right to Food and Nutrition Watch "The World Food Crisis: The Way Out" erscheint zum 10. Mal in Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch und wird von einem internationalen Konsortium aus Fachorganisationen und Netzwerken herausgegeben. Download: Jahrbuch Recht auf Nahrung 2017 (PDF, 2 MB)
Terminhinweis: Human Rights Talk: Klein aber oho: Können KleinbäuerInnen die Welt ernähren? DATUM: Dienstag, 2. November 2017, 19:00 Uhr ORT: Dachgeschoß des Juridicum (Schottenbastei 10-16, 1010 Wien)
https://human-rights.univie.ac.at/veranstaltungsreihen/human-rights-talks/
Rückfragen: Roberta Rastl-Kircher Diakonie Österreich, Presse und Öffentlichkeitsarbeit Tel: (+43) 1 409 80 01-14, Mobil: (+43) 664 314 93 95 E-Mail: roberta.rastl@diakonie.at