Die Pandemie hat neben allen gesundheitlichen Folgen auch eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst. Die Zahl der Menschen weltweit, die mit weniger als 1,60 Euro pro Tag auskommen müssen, droht (laut Weltbank) um 150 Millionen Menschen zu steigen.
Dabei ist die Ironie der Geschichte groß: KleinbäuerInnen, die täglich mit der Produktion von Nahrungsmitteln beschäftigt sind, sind gleichzeitig am meisten von Hunger betroffen. Trotzdem ist eines sicher, betont der evangelische Bischof Michael Chalupka, Schirmherr von Brot für die Welt: „Menschen, die sich aus eigener Kraft selbst ernähren können, sind für den Krisenfall besser gewappnet. – Drum muss es erste Priorität haben, Bauern und Bäuerinnen zu stärken, damit sie ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen und herstellen können“.
In Zeiten von Corona müssen besonders jene Projekte gefördert werden, die die lokale und nachhaltige Landwirtschaft in den Ländern des Südens unterstützen“, betont Chalupka, und wünscht sich einen Schwerpunkt Ernährungssicherheit in der Entwicklungszusammenarbeit. Einen wichtigen Ansatzpunkt sieht Brot für die Welt auch an der Beteiligung von KleinbäuerInnen an den Entscheidungsprozessen. Entwicklungszusammenarbeit stärken – Corona und seine Folgen weltweit eindämmen „In dieser globalen Notlage werden vielerorts die lokalen Märkte, wo Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre Waren verkaufen und die Menschen regionale Produkte einkaufen, geschlossen, während große Supermärkte offenbleiben. Wer dann keinen Zugang hat, bleibt übrig“, so der Bischof.
Nachhaltig Ernährung sichern
Brot für die Welt arbeitet daran, dass sich Menschen selbst ernähren und ein Leben in Würde führen können. Zum Beispiel in Äthiopien, das stark von Nahrungsunsicherheit und Hungersnöten betroffenen ist. Durch schädlingsresistente Sorten, Bewässerungssysteme, Bodenmanagement, größere Sortenvielfalt und Aufforstung sichert die lokale Bevölkerung durch Projekte von Brot für die Welt ihre Ernährung langfristig selbst. "Früher war es hier schwer zu leben. Niemand besuchte uns, nicht einmal Arbeit als Taglöhner bekamen wir", blickt Tayitu zurück. Die Familie lebt in der Region West Oromia in Äthiopien. Es waren harte Zeiten. Damals hatten sie nie genug zu essen. Heute ist Tayitu stolze Besitzerin zweier Jungkühe. Begonnen hat der Aufstieg mit einem sogenannten „Business-Training“ von Brot für die Welt, und dem Erhalt von fünf Hühnern. Sie hat gelernt, wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide richtig angebaut werden, um am besten zu gedeihen. Jetzt kann sich die Familie das ganze Jahr über selbst ernähren, und hat sogar Erträge aus dem Verkauf von mehr produzierten Eiern und Getreide.
Zahlen/Daten/Fakten
Die strukturellen Ursachen von Hunger und Mangelernährung waren bereits lang vor Corona bekannt. Hunger kommt von verfehlter Politik, die soziale Rechte und Arbeitsrechte beschneidet. Seit über 50 Jahren setzt sich Brot für die Welt für die Stärkung der Rechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ein – und fordert die Umsetzung des Rechts auf Nahrung.
Zahl der Hungernden und Mangelernährten steigt
Die Zahl der Hungernden wird durch die Corona-Pandemie ansteigen - bis zu 132 Millionen Menschen könnten nach Einschätzung der Welternährungsorganisation in Kürze zusätzlich von Hunger betroffen sein. Außerdem entfällt laut World Food Program durch die Schulschließungen für 310 Millionen Kinder das tägliche Schulessen, das für viele SchülerInnen die einzige Mahlzeit des Tages war.
Weitere Fakten zu Hunger auf der Welt 690 Millionen Menschen weltweit leiden an chronischem Hunger, die überwiegende Mehrheit davon im globalen Süden. In Afrika hungert fast jeder Fünfte (19,1% oder 250 Millionen Menschen), in Ostafrika sind es sogar 30,8 Prozent.
Pressemeldung
Corona Pandemie führt zu Armuts- und Hungerkrise