Eine von fünf Frauen weltweit lebt mit einer Behinderung, 80% dieser Frauen im globalen Süden (WHO). Häufig sind sie mehrfach von Diskriminierung betroffen, sie werden sowohl aufgrund des Geschlechts als auch aufgrund von Behinderung benachteiligt. Die erlebte Ausgrenzung wirkt direkt auf den Lebensstandard. „Je stärker die Ausgrenzung, die sie erfahren, desto größer ist ihre Armut“ sagt Sara Soltani, Gender-Expertertin bei Brot für die Welt.
Barrieren beim Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt führen langfristig oft dazu, dass Frauen mit Behinderungen ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können. Sie werden von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, können häufig nicht am Familien-, Gemeinschafts- und politischen Leben teilhaben.
COVID-19 Pandemie verschärft die Situation
Obwohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für alle Menschen große Einschränkungen nach sich ziehen, treffen die negativen Folgen Frauen mit Behinderungen besonders stark. „Generell stieg häusliche und sexuelle Gewalt an, da Spannungen in den Familien und Institutionen zunahmen. Aber Frauen mit Behinderungen sind überproportional betroffen“, so Soltani. Aufgrund von Lockdowns oder Quarantäne stoßen Frauen bei Gewalterfahrungen auf zusätzliche Hindernisse, um aus der Situation zu entkommen oder Zugang zu Schutzmechanismen und Unterstützungsleistungen zu erhalten.
Brot für die Welt arbeitet mit Selbstvertretungsorganisationen
„Viele Menschen glauben, dass Menschen nur weil sie blind und gehörlos sind, ihre Rechte weder kennen, noch für sie kämpfen können. Das stimmt nicht. Ich wurde zum Beispiel mit einem Preis als Kämpferin für Menschenrechte ausgezeichnet. Ich kann alles tun. Ich kann für meine Tochter sorgen, Freunde treffen – egal ob mit oder ohne Behinderung, ich kann singen, meine Miete bezahlen… Ich kann alles was andere auch können“, betont Matsepisu Mokhoromeng, die sich bei LNFOD, der Selbstvertretungsorganisation für Menschen mit Behinderungen in Lesotho, engagiert. Matsepisu ist vor allem eine selbstbewusste Frau, und sie ist gehörlos und blind.
Brot für die Welt verfolgt weltweit – gemeinsam mit lokalen PartnerInnenorganisationen - das Ziel, die Rechte von Frauen und Mädchen mit Behinderungen zu stärken. Es geht um ein selbstbestimmtes Leben. Um eine aktive Rolle von Frauen und Mädchen mit Behinderungen in der Gesellschaft“, betont auch Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie zu der Brot für die Welt gehört.
„Nicht über uns ohne uns!“ - Das Wesentlichste, um sinnvolle Maßnahmen zu erarbeiten, ist die Stimme der Betroffenen.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie, durchgeführt von Brot für die Welt in einem von der österreichischen Entwicklungsagentur (ADA) finanziertem Rahmenprogramm, zeigen Selbstvertretungsorganisationen aus Lesotho und Uganda ihre Wege auf: von der Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen über Schutzprogramme vor geschlechtsbasierter Gewalt bis hin zur Unterstützung von Kleinunternehmerinnen-Programmen. „Die Maßnahmen, um gesellschaftliche Teilhabe zu erreichen, sind vielfältig. Aufgezeigt wird hier auch, wie wichtig Vernetzung ist, um Diskriminierung wirksam entgegenzutreten“, so Gender-Expertin Soltani.
Die Forderungen von Frauenbewegungen und Bewegungen für Menschen mit Behinderungen dürfen nicht isoliert betrachtet werden – und das gelte weltweit. „Österreich muss bei der Arbeit zur Geschlechtergleichstellung, Frauen und Mädchen mit Behinderungen besonders berücksichtigen. Genauso sollte die österreichische Entwicklungszusammenarbeit neben dem verstärkten Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit auch spezifisch Frauen und Mädchen mit Behinderungen fördern“, fordert Soltani abschließend.
Pressemeldung
Jede fünfte Frau weltweit lebt mit einer Behinderung
Weltfrauentag: Frauen und Mädchen mit Behinderungen sichtbar machen!